Circa 1984 beschlossen eine Handvoll Schulkameraden, gemeinsam Musik zu machen. Es spielte dabei keine Rolle, ob man das jeweilige Instrument beherrschte. Nach dem Schulbuch des Faches Musik nannte man sich beim ersten öffentlichen Auftritt "Musik um uns" und schlug die Zuhörer an einem Lahrer Gymnasium in die Flucht. Dies war jedoch keinesfalls ein Grund, damit aufzuhören, sich akustisch ausdrücken zu wollen. Durch das Interesse an Musik jenseits des Mainstream, wie sie der sogenannte Post-Punk aus England und der Hardcore-Punk aus den USA darstellten, gelangte die inzwischen in IM AFFEKT umbenannte Band zu einem sehr eigenen Stil. Geprägt war dieser von Dietmar Borns ausdrucksstarkem Gesang, der zwischen Scott Walker und hysterischem Kreischen hin und her pendelte. Zunächst wurde er dabei noch von Michael Hertweck unterstützt, der sich jedoch bald darauf beschränkte, die meist englischsprachigen Texte beizusteuern. Diese behandelten meist psychische Zustände, verpackt in surrealistische, oft verstörende Bilder und Geschichten. Sie passten perfekt zur düsteren, klaustrophobischen Musik. Im August 1985 spielte die Band am Max-Planck Gymnasium und ließ schon dort erkennen, welches Potential in ihr steckte. Gitarrist Markus Salhab verfügte über ein sehr individuelles melodisches Gespür, während Oliver Schuppler und Martin Noecken ein rhythmisches Fundament legten, auf dem sich seine Arrangements entfalten konnten. Die Band hatte sich vom zweiten Gitarristen getrennt und wurde immer professioneller. Bei einem Konzert im Jahre 1986  in der "Goldenen Krone" in Freiburg spielte IM AFFEKT das über zehn Minuten lange Stück "Truth", das die Leiden eines Patienten beschreibt, der sich schließlich in der Gegenwart eines Peinigers befindet, der von sich behauptet, Gott zu sein (siehe Live Songs: "Truth"). Für gerade mal 20 jährige junge Männer war dieser kompromisslose Ausdruck erstaunlich und für alle Anwesenden bewegend. Im Jahre 1986 war IM AFFEKT mit drei Liedern auf einem nationalen Kassettensampler, unter anderem mit den später berühmten "Goldenen Zitronen", namens "Die Weltmeister" mit einigen Liedern vertreten. Die Konzerte waren nun nur noch vereinzelt von provokanten Aktionen oder lustigen Liedern wie der Country-Persiflage "Der ehrliche John" oder dem Verlesen eines verstörenden Gerichtsprotokolls ("Söhnchen") geprägt.

Im November 1986 sollte in einer Kunstgalerie in Kirchzarten ein Konzert mit IM AFFEKT sowie "Willi Sodom und die Gomorrhas" und den "Zymotic Zulus" stattfinden. Für diesen Zweck wurden Plakate entworfen, die ein riesiges rotes Fragezeichen zierten. Parallel dazu wurden Aufkleber und ein Banner mit der Aufschrift "Badischer Underground" produziert. Das Konzert musste leider abgesagt werden, da man verbotenerweise Litfasssäulen plakatiert hatte und damit die Polizei auf den Plan rief. Fortan rückte das Logo "Badischer Underground" im Raum Lahr durch die Präsenz auf Kofferraumdeckeln und im Bühnenhintergrund ins allgemeine (Unter)-Bewusstsein.

Der unverwechselbare IM AFFEKT Sound manifestierte sich auf der 1987 erschienenen Kassette "Wunsch, Indianer zu sein", benannt nach einer Kurzgeschichte Franz Kafkas. Die Unterschiedlichkeit der Kompositionen von Markus Salhab und Oliver Schuppler wurde durch den Sound von IM AFFEKT und nicht zuletzt durch Dietmar Borns Stimme zusammengehalten. Die Kassette verkaufte sich unter der wachsenden Anhängerschaft von IM AFFEKT sehr gut und der Wunsch nach einem Plattenvertrag nahm Gestalt an. Im Frühjahr 1987 zeichnete sich ab, dass Martin Noecken die Band studienbedingt verlassen würde. Sein explosives Schlagzeugspiel hatte die Band vor allem live geprägt. In Klaus Biehler, dem erst 15 jährigen Schlagzeuger der "Zymotic Zulus", fand man bald einen Nachfolger. Im Sommer 1987 spielte er sein erstes Konzert mit IM AFFEKT beim Open-Air im Lahrer Terrassenbad, bei dem unter anderem "Klatschmohn" und "Acres Wild" auftraten.

Im Januar 1988 stellte Oliver Schuppler während des Konzertes im Lahrer Stiftschaffneikeller das treue Publikum vor und verlas etliche Namen. Nicht zum letzten Mal las Michael Hertweck zwischen zwei Blöcken seine Gedichte vor. 

Die Band IM AFFEKT perfektionierte ihr Spiel und zog das Publikum nicht zuletzt durch die Ausstrahlung und die Bühnenpräsenz von Sänger Dietmar Born in ihren Bann. Nach weiteren Konzerten im Freiburger Vorderhaus und 1988 in Stuttgart, Oberkirch und dem Freiburger Jazzhaus zeichnete sich der lange ersehnte Plattenvertrag ab.

Am 26.6. sollten IM AFFEKT im Vorprogramm von Element of Crime am Apostelsee bei Ettenheim spielen (siehe Eintrittskarte unter "Fotos"). Die damals noch in englischer Sprache singenden Element of Crime sagten das Konzert jedoch am selben Tag wegen einer Autopanne ab, sodass das Konzert kurzerhand ins Herbolzheimer Atlantis verlegt wurde. Dort kam es zu einem fast zweistündigen IM AFFEKT Auftritt vor eingefleischten Anhängern, doch auch  Veranstalter Walter Holfoth zeigte sich begeistert von IM AFFEKT und ihrem Einsatz an jenem denkwürdigen Abend.  

Im Sommer 1988 wurde im bayrischen Sonthofen das Debutalbum aufgenommen, das bei Marimba Records erschien und europaweit vertrieben wurde. Das Album beinhaltete auf der A-Seite viele Stücke, die man durchaus als Pop hätte bezeichnen können, während die B-Seite den vertrackteren Charakter der Band zeigte. Dennoch konnte das Album die Faszination der Live-Auftritte und deren Sound nicht adäquat einfangen und die experimentellere Seite vollständig berücksichtigen.  IM AFFEKT war eine der ersten Bands der Regio, die ihr Album auf dem damals noch recht jungen Medium CD veröffentlichte. Die CD enthielt einen Bonus-Track, ein möglicher zweiter ist bis heute unveröffentlicht. Nach der Rückkehr aus dem Studio spielte die Band bei einem Open-Air am Apostelsee, sah danach allerdings schwierigen Zeiten entgegen. Sänger Dietmar Born zog nach Berlin, der Rest der Band arbeitete in Lahr ungebremst an neuem Material. Man hoffte, die räumliche Trennung zu verkraften.

Privatauftritte, wie die regelmäßigen Konzerte in einem Kuhstall in Ettenheimmünster, wurden durch Mundpropaganda zu spektakulären Veranstaltungen (siehe Live Songs "Shadowplay")

Aufnahmen neuer Songs wurden dem Sänger nach Berlin geschickt und es schien musikalisch zunächst zu funktionieren. Leider folgten der Veröffentlichung des Albums keine überregionalen Auftritte, da man kein Management hatte. Im Frühjahr des Jahres 1989 verletzte sich zudem ein Bandmitglied schwer und musste wochenlang im Krankenhaus behandelt werden. Demos von neuen Liedern und einiger, die man auf dem Debutalbum vermisst hatte, wurden im Frühsommer eingespielt und für die Aufnahmen einer zweiten LP vorbereitet. Die Kritiken zur ersten LP waren in diversen Zeitschriften verhalten positiv ausgefallen.

IM AFFEKT gingen im Sommer 1989 erneut nach Sonthofen ins Studio und begannen mit den etwas aufwendiger angelegten Aufnahmen für das zweite Album. Das letzte gemeinsame Lied hieß "Eternal or longer" (siehe Songs Studio) Nach ersten Rohabmischungen einzelner Lieder schienen Musik und Gesang in verschiedene Richtungen zu streben und nur noch schwer vereinbar. Dies und die geografische Entfernung zwischen Band und Sänger, führten dazu, dass die Band im Herbst 1989 beschloss, fortan als Trio weiterzumachen. Das letzte Konzert von IM AFFEKT fand in der Freiburger Discothek "Unverschämt" statt. 

Die gesangliche Lücke, die Dietmar Born hinterließ, konnte nicht gleichwertig geschlossen werden, sodass die Band in sehr kurzer Zeit ein völlig neues Programm zusammenstellte. Den Gesang teilten sich die beiden Songschreiber Markus Salhab und Klaus Biehler. Stilistisch entfernte man sich zunächst völlig von der Düsternis der alten Tage, hin zu melodiöser, akordlastiger amerikanisch geprägter Musik. Oliver Schupplers Basslinien hatten nichts mehr mit den eher starren Figuren der Anfangstage zu tun sondern wurden neben dem Gesang zum melodischen Kern der Musik.

Zur Veröffentlichung der ersten CD als Trio namens "Stupid" nannte sich die Band schließlich in SWARM um. Die Musik wurde danach wieder filigraner, war rhythmusbetont, kraftvoll und teilweise wieder sehr atmosphärisch, da sich Markus Salhab wieder auf sein melodisches Talent besann. Unter dem Namen SWARM spielte die Band bis 1997 zusammen und erspielte sich gegen ihr Ende eine wieder wachsende Fangemeinde, nicht zuletzt durch einen furiosen Auftritt beim Endinger Open-Air 1995 (unter anderem mit Daddy Dirty und Fisherman`s Fall). Umittelbar vor den Aufnahmen zu einem weiteren Album trennte sich SWARM und hinterließ lediglich eine Vielzahl an Demo- und Liveaufnahmen.

 

Momentan gibt es Überlegungen, das Debutalbum von IM AFFEKT neu aufzulegen. Die Musik von IM AFFEKT hat nichts von ihrer Faszination und beeindruckenden Eigenwilligkeit verloren, sodass es nur folgerichtig war, sie der Öffentlichkeit endlich wieder zugänglich zu machen.

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© Klaus Biehler